Können Kegel-Übungen eine erektile Dysfunktion zum Verschwinden bringen?

Kegel-Übungen (oder Beckenbodenübungen) können tatsächlich bei der Behandlung einer erektilen Dysfunktion (ED) hilfreich sein, insbesondere wenn die Ursache muskulär oder durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur bedingt ist. Diese Übungen zielen darauf ab, die Muskeln des Beckenbodens zu stärken, die eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Durchblutung und des Blutflusses in den Penis während einer Erektion spielen.

Wie wirken Kegel-Übungen bei ED?

Verbesserung der Durchblutung: Ein gestärkter Beckenboden kann den sogenannten venösen Abfluss verbessern, was bedeutet, dass das Blut besser im Penis gehalten wird, um eine stabile Erektion zu ermöglichen.
Stärkung der Muskelkontrolle: Die Übungen trainieren den Musculus pubococcygeus, der für die Erektions- und Ejakulationskontrolle wichtig ist.
Förderung der sexuellen Gesundheit: Ein gestärkter Beckenboden kann die Libido und die allgemeine sexuelle Funktion positiv beeinflussen.


Wissenschaftliche Evidenz

Studien zeigen, dass Kegel-Übungen bei einer erektilen Dysfunktion helfen können, insbesondere wenn die ED durch körperliche Faktoren wie eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur verursacht wird.

 

Beispielsweise hat eine Studie von Grace Dorey und Kollegen (2005) ergeben, dass regelmäßige Beckenbodenübungen bei 40% der Teilnehmer eine vollständige Wiederherstellung der Erektionsfähigkeit und bei 35% eine Verbesserung bewirkt haben.

Grenzen von Kegel-Übungen

Es ist wichtig zu beachten, dass Kegel-Übungen nicht in allen Fällen von ED wirksam sind. Sie helfen vor allem:

Bei ED aufgrund von Beckenbodenmuskelschwäche.
Bei postoperativen Problemen, z. B. nach einer Prostata-Operation.
Bei leichten bis moderaten Fällen von ED.

Wenn die ED jedoch durch andere Ursachen wie vaskuläre Erkrankungen, hormonelle Störungen oder psychologische Faktoren bedingt ist, können Kegel-Übungen allein nicht ausreichen! In solchen Fällen ist eine ganzheitliche Behandlung erforderlich, die auch Lebensstiländerungen, medikamentöse Therapien oder psychologische Unterstützung einschließen kann.

Fazit

Kegel-Übungen können eine effektive und kostengünstige Möglichkeit sein, eine erektile Dysfunktion zu verbessern, insbesondere wenn die Ursache in einer schwachen Beckenbodenmuskulatur liegt. Sie können ED nicht immer „zum Verschwinden bringen“, aber sie sind ein wertvolles Element in einer umfassenden Therapie. Wichtig ist, die Übungen regelmäßig und korrekt auszuführen. Ein Arztbesuch oder eine physiotherapeutische Beratung kann helfen, eine individuell passende Behandlung zu finden.

Interessanter Nachsatz: Wie sind Kegelübungen entstanden und wer hat sie entwickelt?

Kegelübungen wurden in den 1940er Jahren von Dr. Arnold H. Kegel, einem amerikanischen Gynäkologen, entwickelt. Dr. Kegel suchte nach einer nicht-chirurgischen Methode, um Frauen nach der Geburt bei Problemen wie Harninkontinenz zu helfen.

Obwohl die Übungen ursprünglich für Frauen konzipiert waren, erkannte man später, dass auch Männer von ihnen profitieren können. Die Grundidee – die gezielte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur – ist bei beiden Geschlechtern gleich und kann bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden oder zur Verbesserung der allgemeinen Beckenbodenfunktion angewendet werden.

Dr. Kegel führte die Übungen in Verbindung mit einem biofeedbackbasierten Gerät ein, um Patienten bei der Wahrnehmung ihrer Muskelaktivität zu unterstützen. Im Laufe der Zeit verbreiteten sich die Übungen weltweit und wurden für verschiedene medizinische und präventive Zwecke weiterentwickelt.